Das Ende der Anonymität

Dieser Post wurde auf der Website von Schweizer Radio DRS 3 veröffentlicht und erscheint hier der Vollständigkeit halber als Kopie (mit ein, zwei Eitelkeitskorrekturen).

Das soziale Netzwerk Facebook gibt 400 Millionen Menschen eine Online-Identität, ein Gesicht und einen Ruf. Das macht die virtuelle Kommunikation persönlicher und dadurch zivilisierter. Im alltäglichen Umgang ist das zwar angenehm. Doch weniger Anonymität bedeutet auch weniger geistige Freiheit.
Anonymous
Foto: The Faces of Anonymous, Flickr/mandiberg

Im Internet, das sich laufend verändert, haben nur zwei Gesetze Bestand. Das erste heisst „Godwins Gesetz“ und lautet: „Je länger eine Diskussion im Internet dauert, desto grösser wird die Wahrscheinlichkeit, dass etwas mit Hitler verglichen wird.

Das zweite Gesetz heisst „John Gabriel’s Greater Internet Fuckwad Theory“ und ist eine Formel: „Normale Person + Anonymität + Publikum = Totaler Idiot„.

Beide Gesetze wurden 2004 formuliert; wer regelmässig die Kommentare z.B. auf Youtube liest, sieht sie laufend bestätigt. Die grosse Freiheit im Internet macht aus einigen Menschen äusserst unangenehme Zeitgenossen – rassistisch, sexistisch oder schlicht atemberaubend dumm.

Das hat zwei Gründe. Einmal die schriftliche Form der Kommunikation – ein fruchtbarer Boden für allerlei Fehlinterpretation, die mündlich nicht passieren würde. Wenn wir den Ton einer Stimme nicht hören, nehmen wir Ironie für bare Münze. Wenn wir über einer Aussage eine Nacht lang brüten können, machen wir aus der Mücke einen Elefanten.

Und dann finden die Gespräche oft anonym statt. Wir sind allein mit unseren Gedanken, wir sehen und kennen unser Gegenüber nicht. Und wir tippen Sätze in die Tastatur, die wir einem Menschen aus Fleisch und Blut niemals so ins Gesicht sagen würden. In der Anonymität brechen soziale Kontrollmechanismen weg.

Doch das Jahr 2004 brachte nicht nur die Erkenntnis, dass Anonymität das Internet zu einem recht unzivilisierten Ort gemacht hatte – es brachte auch die Wende. In seinem Zimmer an der Harvard University in Boston schrieb Mark Zuckerberg den Code für Facebook und startete damit das erfolgreichste soziale Netzwerk der Welt. Heute sind 400 Millionen Menschen auf Facebook aktiv und verbringen fast eine halbe Stunde täglich auf der Seite. Sie geben viel von sich preis: Wie sie heissen, was und wen sie mögen, und was sie am Samstag Abend oder in den Ferien treiben.

Facebook wächst nicht nur, es breitet sich auch aus. Mit Facebook Connect ist es möglich, sich auf Blogs und in Diskussionsforen mit dem Facebook-Namen anzumelden, also mit der gleichen Identität aufzutreten wie auf Facebook.

Das ist das Ende der Anonymität – die Kernfunktion eines sozialen Netzwerkes. Aus „gast3462“ wird „Rolf Müller“, aus „chäferli79“ wird „Sabine Meier“. Wir haben wieder ein Gesicht, einen Ruf und einen Kontext. Wir erinnern uns daran, dass wir es auch auf dem virtuellen Internet mit realen Menschen zu tun haben, und dass wir uns entsprechend benehmen sollten.

Dass die Anonymität auf dem Rückzug ist, darf aber nicht nur erfreuen. Es ist zwar meist angenehmer, wenn sich alle benehmen. Doch genau dieser zivilisierende Effekt einer Gruppe schränkt ein: Weniger Anonymität bedeutet weniger Freiheit.

Ein Beispiel dafür ist WikiLeaks. Die Seite sammelt und publiziert brisante Informationen, aus Regierungen, Unternehmen und anderen Organisationen. Hier können sog. „Whistleblowers“ anonym Insider-Informationen veröffentlichen, ohne persönlich negative Auswirkungen befürchten zu müssen. Einige Beispiele: Dokumente über Standardvorgehensweisen in Guantànamo, interne Materialien der Scientology, eine Mitgliederliste der britischen Rechtsaussen-Partei BNP, einen Report über einen Giftmüll-Skandal vor der Elfenbeinküste oder hunderttausende Pager-Meldungen, die während 9/11 versandt wurden. Die Seite hat sich mehrfach erfolgreich gegen Abschaltungs-Versuche gewehrt, der Gründer hat von Amnesty International eine Auszeichnung erhalten. Nur die Zusicherung der Anonymität der Informationslieferanten macht WikiLeaks möglich.

Unter dem Schutz der Anonymität kann ausserdem anarchische Kreativität gedeihen. Das zeigt die Diskussionsseite 4chan und insbesondere das dort angesiedelte Forum „/b/„. Der Umgangston ist rau, den Inhalten sind keinerlei Grenzen gesetzt und alles ist anonym. Doch was auf Uneingeweihte wie pubertäre Insider-Witzeleien und schockierende Tabulosigkeit wirkt, hat die Internet-Kultur massgebend beeinflusst. Die sprechenden Katzen „lolcats“ oder „Rickrolling“ – ein unerwartetes Musikvideo von Rick Astley – entstanden auf 4chan. Die „/b/tards“ schafften es mit Hacks oder Aufrufen, dass ein Hakenkreuz die „Hot Trends“-Liste von Google anführte, dass der Gründer von 4chan („moot“) an der Spitze der Liste der einflussreichsten Personen des Magazins TIME auftauchte, dass die Apple-Aktie einen Absturz erlebte, weil eine falsche Geschichte über einen Herzinfarkt Steve Jobs‘ verbreitet wurde, oder dass man einige private Emails der amerikanischen Präsidentschafts-Kandidatin Sarah Palin lesen konnte.

Dabei geht es um mehr als groben Schabernack. 4chan fordert mit einem antiautoritären Reflex immer wieder etablierte Institutionen, Medien und Moralvorstellungen heraus, entlarvt Heuchler und Wichtigtuer und stemmt sich gegen die kommerzielle Vereinnahmung von Jugendkultur. Möglich ist das in dieser Radikalität nur anonym.

Bei aller Freude an der zivilisierenden Wirkung der sozialen Netzwerke darf deshalb nicht vergessen werden, dass Anonymität genau die geistige Freiheit ermöglicht, die den Kern des Internets ausmacht.

27 Gedanken zu “Das Ende der Anonymität

  1. hi guido…. facebook in ehren aber muss denn heute alles bis ins detail preisgegeben werden? ich finde es schade, dass die menschen das "aug in auge – diskutieren" verloren haben und somit im netz nur noch miteinander reden können und sich ihre ganz persönlichen eigenheiten anvertrauen. unsere gesellschaft krankt doch nicht auch zuletzt dadurch, dass niemand mehr auf den andern freundlich zugeht und spontan so jemanden kennenlernt. so könnte man doch langsam das vertrauen eines neu kenngelernten menschen gewinnen und einander nach und nach seine intimsten geheimnisse preisgeben. klingt alles vielleicht sehr konservativ von meiner seite, aber auf die dauer hat sich meine einstellung sehr bewährt und ich bin auch nie gefahr gelaufen, in irgendwelche krummen machenschaften zu geraten.in diesem sinne ….. wieder mehr anonymität! ……….und mehr gesprochene diskussionen !!!"vernetzte" grüsse rösli k.

  2. Toller Artikel. Was ich auch einen spannenden Aspekt finde an der neuen Offenheit über die Identität, dass sie zeigt, dass jeder Mensch verschiedene Facetten hat, die sich nur auf den ersten Blick widersprechen. Buchautor David Kirpatrick hat das – völlig überspitzt zwar – so gesagt: «Wir finden es völlig ok, dass einer im Kirchenchor singt und dennoch hin und wieder einen Sexclub besucht – weil alle das tun». (Nicht, dass ich wollte, dass alle auf Facebook schreiben, dass sie grad in einem Sexclub waren).Und, ist es naiv zu sagen, dass die Anonymität an den Orten, an denen sie nötig ist (Wikileaks etc…), ja problemlos gewahrt werden kann?

  3. Hallo GuidoIch finde du hast es eigentlich gerade eben auf den Punkt gebracht. Denn auch ich glaube, dass diese Sozialen Netzwerke keine Modeerscheinungen sind. Es ist einfach eine andere Form zu Kommunizieren.Ich bin also ein überzeugter und recht langer Facebookuser und ich kann Dir nur beipflichten, dass man meistens mit Leuten Kontakt hat, die man schon kennt, oder seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Es ist also eine super Sache neuigkeiten, Gefühlsregungen usw. von Freunden zu sehen, eben auch wenn es nicht grosse Erfahrungen sind, aber ich sehe dies gerne und gebe auch viel von mir preis. Ausserdem kann ja jeder User von Facebook selber einstellen, wer nun wirklich das Profil ansehen kann und wer nicht. Also finde ich nicht, dass man da der Freiheit beraubt wird. :-)Von der Anonymität her, glaube ich, dass doch jeder selber entscheiden kann, was er im Internet von sich preisgibt oder überhaupt etwas von sich preisgeben will, denn das ist ja alles freiwillig und man wird ja zu nichts gezwungen.Liebe GrüsseKarin Lombardi

  4. guter beitrag ! es ist eigentlich alles gesagt… mich persönlich erstaunt es immer wieder, wie offen viele facebookler mit ihren daten umgehen. da werden depressionen, krankheiten, besäufnisse mit vor- und nachnamen publiziert… meistens wird der schaden erst bemerkt, wenn es zu spät ist. oder gar nicht. ein personalchef z.b. kennt sicher http://www.yasni.ch (eine suchmaschine um menschen zu finden) da kommt schon mal eine menge raus 😉 ich surfe immer anonym, benutze nie meine realen daten im netz, habe sowieso eine dataphobie. ich versuche, so viele logs von meinem leben für mich zu behalten. besitze keine supercard, cumuluscard, creditcard, etc. bezahle meine rechnungen in der post mit echten scheinen… sonst wird man ja schon genug überwacht und aufgezeichnet. handy, festnetz, internet… und seit ich swisscom tv habe, wissen die auch, wie lange ich schaue, was, wie häufig… das reicht. auf facebook habe ich aber trotzdem innert kürzester zeit alle leute von früher und heute gefunden oder sie mich. auch mit pseudonym…

  5. @Rösli: Auch ich bin ein grosser Fan von Diskussionen Angesicht zu Angesicht. Facebook-Kommentare oder das Gespräch, das wir hier führen, ersetzten solche Gespräche aber nicht, sondern ergänzen sie. So ist es jedenfalls in meinem Umfeld. Und weil diese Diskussionen durchwegs freundlich sind, kann ich darin nichts schlechtes sehen.

  6. @Karin: Ich gehe davon aus, dass Facebook heute erst der Anfang ist. Diese Identität, die jetzt noch vor allem im Privaten benutzt wird, wird sich ausdehnen. Ein Beispiel dafür ist das erwähnte Facebook Connect, ein anderes wäre Open ID oder ähnliche Versuche, eine zentrale Online-Identität zu schaffen. Es wird natürlich gestaffelt sein: Enge Freunde sehen alle an diese Identität angehängte Informationen, die Öffentlichkeit sieht nur wenig. Trotzdem ist das eben etwas anderes als eine anonyme Bezeichnung wie "gast3452".Druck auf die Anonymität kommt ausserdem nicht nur aus pragmatischen oder sozialen Gründen, sondern auch von staatlicher Seite. Und zwar immer dann, wenn Behörden feststellen, dass ihnen Anonymität im Strafvollzug Probleme bereitet. Hier bin ich der Meinung, dass man sehr vorsichtig sein muss, welche Probleme man mit welchen Mitteln zu lösen versucht, und welche Nebenwirkungen man sich damit einhandelt (siehe Netzsperren-Diskussion in Deutschland, Frankreich, Grossbritannien).

  7. danke guido….schön für dich……..aber was ist mit den vielen…siehe comment unisysmoods……die zu voreilig und unüberlegt handeln? die versuchung ist doch sehr gross!?

  8. @Jarjour: Im Gegenteil, wir sind heute bereits in der Situation, dass es viel schwieriger ist, sich wirklich anonym zu verhalten. WikiLeaks als Beispiel muss einen enormen technischen Aufwand betreiben, um den Insidern diese Anonymität gewährleisten zu können. Die Seite wird in Schweden betrieben, von einem Hoster, der sich extra darauf spezialisiert. Alles wird stark verschlüsselt, es werden keinerlei Log-Dateien angelegt, und auch die Netzwerk-Infrastruktur muss besonders ausgelegt sein, damit man die Seite nicht einfach vom Netz nehmen und somit mundtot machen kann.Wer bei einem normalen Internet-Provider ist und über kein technisches Know-How verfügt, muss sich damit abfinden, dass praktisch keine Bewegung auf dem Internet wirklich anonym ist. Überall wird protokolliert, kopiert und aufbewahrt. Emails, Surf-History etc. sind abrufbar; die Frage ist nur, von wem.Der Unterschied zum Sexclub ist der: Nur eine Handvoll Leute werden später bezeugen können, dass man da war. Im Internet hingegen ist das Speichern von Zugriffen der Standard. Es geht also nur darum, ob jemand über die Mittel verfügt (seien die nun legal oder illegal), auf diese gespeicherten Daten zuzugreifen.Die Frage ist also nicht, ob uns jemand gesehen hat. Sondern nur, ob jemand nach uns sucht.

  9. @unisysmoods: Das ist genau das, was ich meine. Obwohl du auch auf Facebook ein Kürzel verwendest, hast du dennoch eine Identität. Und ich bin sicher, dass es gerade auch über die Verknüpfung mit anderen Leuten möglich ist, deine wahre Identität zu entschlüsseln. Und wenn das passiert, brechen alle Dämme. Ich nehme an, dass du nicht für jede einzelne Seite ein anderes Kürzel verwendest.Ich finde aber umgekehrt nicht, dass das ein Grund ist, paranoid zu werden. Aus zwei Gründen: Je mehr Daten wir produzieren, desto schwieriger wird es, diese Daten zusammenzusetzen. Wir verstecken uns in der schieren Masse. Genau diese Erfahrung machen z.B. die amerikanischen Behörden, wenn sie massenweise Daten sammeln und dennoch Terror-Anzeichen übersehen.Und dann ist das mit dem Datenschutz und der Privatsphäre eben immer ein Handel: Wenn ich etwas bekomme, das mir etwas wert ist, dann gebe ich evtl. auch meine Daten her. Es gibt hier keine absoluten, für alle gültigen Grenzen, die Problematik liegt in der Kontrolle. Ich habe mich hier näher damit befasst: <a href="http://guido.posterous.com/das-datenschutz-pflichtenheft">Das Datenschutz-Pflichtenheft</a>.

  10. War das nicht schon bei «chäferli79» so, dass man sie ausfindig machen konnte, wenn man gewollt hätte?Die Sexclub-Geschichte ist ja mehr ein Privacy-Ding. Da sind die Nutzer gefragt, sie müssen kontrollieren, welche Daten sie preis geben und wissen, dass diese auch noch nach Jahren auffindbar sein können. Damit kann man sich entweder abfinden, oder sie einfach gar nicht posten. Was ich mit meinem Comment meinte, ist: Wir posten auf Facebook unsere Aktivitäten. Automatisch überlegen wir: Wem zeig ich das? Ist es ok, dass meine Arbeitskollegen wissen, dass ich auf der und der Party war, dass ich mich für diese oder jene Dinge interessiere? Und ist es auch ok, dass meine Familie das weiss? Ich behaupte, je länger je mehr, beantwortet man die Frage mit: Ja, das ist ok, dass sie auch diesen Teil von mir kennen und ist weniger restriktiv (in seinem Facebook-Freundeskreis). Das passiert aber alles unter der Voraussetzung, dass die Daten innerhalb von Facebook bleiben. Ist also nur ein Aspekt, aber einen, den ich interessant finde.Aber, natürlich, eine Gefahr besteht, dass sie nicht innerhalb des Netzwerks bleiben – das ist ein anderes Problem.

  11. @Jarjour: Du hast natürlich recht, die Anonymität wird uns nicht nur genommen, wir geben sie grösstenteils auch freiwillig auf. Entweder bewusst, weil wir uns davon Vorteile besprechen (das wäre der Handel, den ich angesprochen habe), oder unbewusst (das wäre dann "unüberlegt und voreilig").Diese Stossrichtung lässt sich wohl nicht mehr umkehren.Man könnte das sogar noch weiterdrehen. Die Neurowissenschaften machen aktuell grosse Fortschritte, seit kurzem können Hirnströme in Echtzeit recht genau gemessen werden. Man kann nun diese technische Entwicklung extrapolieren und sich ausmahlen, dass es in nicht allzu ferner Zukunft Geräte gibt, die "Gedanken lesen" können. Dann fällt die letzte Bastion der Privatheit: nicht unsere Äusserungen, sondern direkt die Gedanken. Und dann stellen sich die richtig harten Fragen, dagegen ist das peinliche Foto auf Facebook recht lächerlich.Mehr dazu in dieser <a href="http://www.bbc.co.uk/programmes/b00rb1xt">Ausgabe von BBC4’s Analysis: "Minds of Our Own?"</a>

  12. Nun, dann wird es ja bestimmt auch Geräte geben, die es verhindern, diese Gedanken zu lesen. Dafür müsste ich diesen Text nicht mehr mühselig eintippen, sondern ihn einfach denken. Na ja, eine Horrorvision lässt sich daraus sicher auch spinnen. Hoffentlich sind die Menschen sich bis dahin der Wichtigkeit ihrer Daten bewusst. Ich habe Mühe zu verstehen, wie die Deutschen ein Gesetz einführen, das Elena erlaubt. Da schaudert es mich ein wenig.

  13. guido u. michael……….ich bin begeistert…..euer philosophieren auf so hohem niveau hin und her hat mich jetzt echt begeistert!!! danke!

  14. Sehr schöner Artikel, sehr scharfsinnig beobachtet.Ich persönlich montiere auf Facebook niemals Sachen, die auch nicht auch auf einer ganz öffentlichen Seite preisgeben würde. So stark vertraue ich dem Mark nämlich nicht.Aber zurück zum Thema. Sind wir Ohne-Internet-Aufgewachsenen die letzten, die sich wieder mehr nach dem Persönlichen sehnen?Und: Wo ist das Return on Investment, wenn man die eine oder andere Stunde in Facebook u.ä. verbringt? "Jetzt bin ich kontakt-gesättigt für heute, Ich geh dann mal Einkaufen". Gibt es diesen Moment? Grundlos loggt man sich ja nicht ein, irgendwas erwartet man dann doch, das einem in der Face-to-Face-Welt fehlt, oder wie?

  15. du bringst es auf den punkt ramon..das ist es ja gerade, was ich anfangs sagte: unserer gesellschaft f e h l t das face-to-face.deswegen flüchtet sich alles ins netz!

  16. @Ramon und Rösli:Ich kann nur für mich sprechen, aber ich finde nicht, dass man Face-to-Face-Kontakt gegen den auf Facebook gegeneinander ausspielen kann. Natürlich ersetzt ein Kontakt auf Facebook kein persönliches Gespräch mit einem Glas Wein oder vielen Bier.Facebook ist ja aber auch nicht nur «miteinander reden». Auf Facebook kann man auch:- sich unterhalten lassen mit lustigen Status-Updates, selbst Sprüche klopfen, Videos angucken, die Freunde gepostet haben oder witzige Links anklicken und Fotos teilen.- sich informieren mit Artikeln, die Freunde gepostet haben, oder schauen, wer heute abend wo hin geht, was es ist und ob es etwas für mich ist. Oder sich einfach darüber informieren, was seine Freunde gerade bewegt, was sie tun und mitteilen, was man selbst tut oder was einen selbst grade bewegt.Das haben wir alles früher schon gemacht, daheim am Computer, per Telefon, per Zeitung. Und wir machen es immer noch, nur nicht gleich oft wie früher. Ich schaue zum Beispiel praktisch nicht mehr fern, das habe ich früher gemacht, ich telefoniere massiv weniger und schreibe weniger eMails und kaum mehr SMS.Facebook hat aber mit dem ursprünglichen Thema, mit der Anonymität nur noch wenig zu tun. Auf Facebook wurden wir nur erstmals darauf hingewiesen, dass wir uns doch bitteschön mit unserem echten Namen anmelden sollen und nicht mit irgendeinem Pseudonym. Das in meinen Augen nur positive Auswirkungen. Ich vertraue einem, der seinen richtigen Namen nicht sagt, einfach weniger, als einem, der seinen richtigen Namen sagt und sein Gesicht zeigt. Du sagst ja hier auch, dass du Rösli Kübler bist und der Ramon nennt sich (wohl) auch beim richtigen Namen. Ich glaube, wenn wir die Uhr zehn Jahre zurückdrehen und wir hier drin diskutiert hätten, wären unsere Namen andere gewesen (meiner zum Beispiel tschaja_84) – oder so.

  17. Michaël: Aha, dann sprichst du eben genau das an, nachdem ich gefragt habe 🙂 Das ist also der Mehrwert von sozialen Netzwerken wie Facebook. Die Realname-Communities gab es aber auch schon viel früher, auf dem USENET gehört es seit den 70ern oder 80ern (bin zu faul zum gucken) zum guten Ton, sich immer unter echtem Namen zu melden. Zwischendrin war das aber überhaupt nicht so, die Anonymität im Netz wurde sehr wichtig.Das ist wiederum sehr nahe an dem ganzen Anonymitäts-Thema, denn warum fühlt(e) man sich hinter dem Pseudonym versteckt sicherer auf dem Netz? Klar offenbare ich hier nicht meine ganze Seelenlandschaft, aber vielleicht will ich doch nicht, dass jeder Kommentar und jedes Blog-Posting mit mir in Verbindung gebracht wird. Vielleicht habe ich ja irgendwo einen wichtigen Posten und es wäre Karriere-Selbstmord, nicht anonym erscheinen zu können.Ich verstehe das Bedürfnis und echte Gründe für Anonymität also durchaus. Aber richtig, ich poste unter Realname, und das galt lange Jahre (2001 – 2007?) als ziemlich krass 😉 Facebook hat das wohl geändert.

  18. michael…nach wie vor bin ich eben der meinung, dass gerade darum das face-to-face verloren geht…auch die zeit für ein gemeinsames glas wein, wie du so schön sagst…wenn man sie vermehrt im netz verbringt, jedoch möchte ich keines gegen das andere ausspielen….ist ja jetzt auch sehr bereichernd, mit euch zu "plaudern" obschon anonym…

  19. ramon….vor was hast du denn solche angst, dass du nicht zu dem stehen kannst, was du schreibst.? (oder sind das nur thesen?) wenn du immer ehrlich bist, musst du dich doch nicht um deine karriere und deinen wichtigen posten kümmern, oder halt wirklich nur dinge schreiben, die verantwortbar sind!

  20. Ach so, ja, das sind nur Thesen. Ich stehe schon hinter dem Blödsinn, den ich so sage/schreibe.Aber ich behalte mir das Recht vor, meine Meinung zu ändern, wenn ich über irgendwas eines besseren belehrt werde 🙂 Dann stimmen natürlich irgendwelche alten Postings kaum mehr.

  21. ramon…lernen und sich belehren lassen ist immer nur positiv auf der ganzen linie! darüber sollte man aber nicht seine eigene meinung verneinen. mein résumé jedoch hier ist, dass – auch wenn alle ihren namen nennen – wir genauso anonym sind wie wenn wir irgend ein pseudonym nennen würden !!?!

  22. Rösli, ich denke ganz im Gegenteil. Ich unterhalte mich MEHR mit meinen Freunden. Der Face-to-Face-Anteil hat nicht abgenommen, aber zusätzlich kann ich mich über Facebook mit ihnen unterhalten, auch wenn sie weit weg sind, was einige meiner Freunde sind. Und mit dir hätte ich mich sonst GAR NICHT unterhalten können, allenfalls. Jetzt geht das. Yay.

  23. michael, ich gebe dir absolut recht, wenn das so stimmt für dich und auch unser unterhalten wäre ja – ohne netz – utopie…alles ok! aber eigentlich dachte ich an die vielen, die sich n u r auf diese weise unterhalten und deswegen immer mehr das face-to-face vernachlässigen und das stimmt mich halt manchmal schon nachdenklich und ich möchte es ändern……..das ist meine utopie !!!

  24. the return of…..artikel ist aussagend gut und somit meines erachtens liegts an jedem facebook-user selbst, wie er sich verhalten möchte…die zukunft wirds zeigen!

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